erkenntnisse und bekenntnisse

erkenntnisse und bekenntnisse

Samstag, 28. Januar 2012

zwischen bratwurst und liveticker

ich bin journalist. lokaljournalist. seit 20 jahren. o gott. ich habe aus olfen berichtet. aus nordkirchen. dörfer. ich habe aus castrop-rauxel berichtet. aus lünen. kleinstädte. pardon. ich habe über vereine berichtet. über menschen. über politiker. ich habe meldungen geschrieben. interviews. kommentare. ich habe fehler gemacht. ich habe mich angelegt. ich habe kompromisse gemacht. ich habe schlechte texte redigiert. ich habe schlechte fotos verarbeitet.

dann habe ich die seiten gewechselt. vom reporterplatz auf den editorenstuhl. ich habe selm geplant und werne, castrop-rauxel und witten, schwerte und lünen, dortmund und sogar mal emsdetten. ich habe reporter erlebt, die mit liebe und inspiration ihren job machen. ich habe frustrierte, überforderte, unengagierte kollegen erlebt. ich habe vor fünf jahren begonnen, netzjournalismus zu machen. teaser schreiben, linkboxen, fotostrecken, abstimmungen, foren, videos, infografiken, liveticker.

warum erzähle ich das? diese langweilige lokaljournalisten-vita bei ein und dem selben verlag? weil ich meinen job liebe. weil ich mich mit meinem job auseinandersetze. weil ich meinen job reflektiere. denke. weil ich meine arbeit immer wieder neu überdenke. und dabei in den letzten jahren viel lese. im netz. über journalismus im wandel. über medienrevolution. über crossmedialität. über faden lokaljournalismus.

ich gestehe: ich habe bratwurstjournalismus gemacht. ich mache ihn auch heute noch. wo es sein muss. wenn die personellen ressourcen nichts anderes erlauben. aber ich mache es manchmal auch aus überzeugung. denn bratwurst finde ich nicht schlecht. schmackhaft. nahrhaft. bodenständig. bratwurst geht nicht jeden tag. muss für eine ausgewogene ernährung ergänzt werden mit kritik, abstand, ironie, meinung, position, kreativität, abgedrehtheit.

leider lese ich nur selten wirklich hilfreiches dazu. ich lese kritisches, abschätziges, fundamentales. ich lese hochmütiges. ich lese von bloggern, die die neuen lokalheroen sind. näher am leser. näher am problem. unabhängiger. schneller. besser. ich lese von und über neue internetstars wie die unvermeidlichen sascha lobo, hardy prothmann, stefan niggemeier oder richard gutjahr. ich lese ihre theorien, ihre weisheiten, ihre weltsichten, ihre medienschelten. ich kann manches verstehen. ich kann manches nachvollziehen. aber mich ödet mancher beitrag auch an. es wiederholt sich. es klingt gleich.

und es bringt nichts neues mehr. medien müssen sich wandeln. verlage müsen sich wandeln. journalisten müssen sich wandeln. ja. gut. habe ich verstanden. ich sehe mich nach neuigkeiten um. ich bestaune die huffington post, ich studiere zeitungen, mikroblogs, netzneuheiten. versuche, zu lernen, dazuzugewinnen, meine arbeit zu wandeln. danke. botschaft angekommen. prozesshafter muss es werden, rückkanäle müssen her und den leser einbeziehen, transparenz ist das gebot und und und

ich bin lokaljournalist. gerne. ich versuche, kreativ zu sein. sehr gerne. ich versuche, im kopf gelenkig zu bleiben. versprochen. und jetzt lasst mich in ruhe, ihr stars. ich habe zu arbeiten. bratwürste warten...

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