erkenntnisse und bekenntnisse

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Donnerstag, 15. September 2011

ein universaldilettant

ich habe abi. ich habe studiert. ich habe volontiert. Ich kann vieles. Und ich kann vieles nicht. Vieles, was ich kann, hat mir niemand beigebracht. Und vieles, was man mir beigebracht hat (tschuldigung, liebe lehrer von einst), kann ich nicht. das leben hat mich aber auch gelehrt, dass man vieles nicht können muss. und dass so mancher zeitgenosse und weggefährte, der mäßig viel kann oder konnte, durchaus erfolg haben kann. nein, das ist jetzt keine anspielung auf politiker.

das wollen, die gekonnte darstellung sind oft erfolgsversprechender als das größte wissen. das kann man beklagen. das kann man beweinen. damit kann man aber auch leben. such is life. gerade in meinem job gibt es den blender immer wieder gern. den vermeintlichen könner. den macher. das ist quasi berufsimmanent. denn gerade als lokaljournalist kann man eigentlich nie genug fachwissen mitbringen, um jeder berufssituation gewachsen zu ein. im einen moment kommunalpolitik, beim nächsten termin bilanzgewinne und am abend eine bürgeranhörung in sachen schulentwicklung. so viel fachwissen kann man gar nicht aufbauen. da ist schnelle auffassungsgabe gefragt. rasches einstellen auf situationen. eine gepflegte spur allgemeinwissen vielleicht. Und ganz viel intuition. was will man hier von mir? wer will mich institutionalisieren? und was ist hier eigentlich für den leser wirklich wichtig?

gefragt ist da der universaldilettant. diesen schönen begriff entlehne ich hiermit einem meiner lieblingsautoren und seiner unvergleichlichen Romanfigur. ich meine gisbert haefs und seinen einzigartigen und einzigartig fetten balthasar matzbach. dem hängt haefs das etikett eben jenes universaldilettanten um. mit folgendem zitat: "... wurde balthasar matzbach als universaldilettant bezeichnet... das etikett ... beklebt einen, der von vielen dingen zu viel weiß, um sie ernst zu nehmen, zu wenig, um von ihnen ernst genommen zu werden, und genug, um experten zu bluffen und laien zu amüsieren ..."

wenn das nicht die perfekte beschreibung eines lokaljournalisten ist...

1 Kommentar:

  1. Schöner Artikel! Vielleicht auch weil ich die Bezeichnung Universaldilettant auch gerne für mich persönlich nutze und weil ich Gisbert Haefs so gerne mag...

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